Donnerstag, 27. April 2017

Ein Vortrag zur bevorstehenden Inkarnation Ahrimans

Gestern Abend fand im „Mittleren Pavillon“ der Freien Waldorfschule Schwäbisch Hall ein öffentlicher Zweigvortrag von Ricarda Murswiek zum Thema "Die Inkarnation Ahrimans und die gegenwärtige Weltsituation" statt.
Die junge Frau (Jahrgang 1977) machte ihre Sache sehr gut. Das anspruchsvolle Thema bewältigt sie souverän und voller Ruhe und Konzentriertheit in ihrem freien, aber gut strukturierten Vortrag. Sie hat die Angaben aus der "Geheimwissenschaft" über die Erdentwicklung bis zum Monden-Austritt, der mit einer Verdichtung der Erde einhergegangen war, sehr gut mit eigenen Worten referiert und führt sie weiter bis zu dem Punkt, an dem sich der Mond in ferner Zukunft wieder mit der Erde verbinden wird. Sie bezieht sich dabei auf den Vortrag Rudolf Steiners vom 13. Mai 1921, der in einem Band aus dem Perseus-Verlag über Rudolf Steiners „Vorträge  über Ahrimans Inkarnation im Westen aus dem Jahre 1919“ abgedruckt ist. 
Sie geht dann aus eigenem Erleben und Studium auf einige Phänomene der Gegenwart ein, die wie Vorboten der aus der Zukunft heraus wirkenden Intelligenz Ahrimans erscheinen und seine Inkarnation vorbereiten. Dabei erwähnt sie zum Beispiel auch die Inkarnation bedeutender Eingeweihter in unserer Zeit, die allerdings noch im Verborgenen wirken. Gleichzeitig würden jedoch einige „falsche“ Propheten mit großem Eklat  in der Öffentlichkeit auftreten, die zwar persönlich sehr autoritär und unsozial sind, aber eine große Anzahl von treu ergebenen Anhängern um sich scharen. Sie erwähnt zum Beispiel Steve Jobs (1955 – 2011), den Konzernchef und Designer von "Apple", dem berühmtesten der „Start-Ups“ aus dem Silicon Valley, die irgendwie alle auf die ursprüngliche Hippie-Bewegung zurückgehen. Steve Jobs schwor schon in den 80-er Jahren, dass er Computer an alle Schulen bringen werde.
Zu diesen falschen „Eingeweihten“ gehöre auch Elon Musk, der CEO von Tesla Inc., SpaceX, Neuralink und Solarcity. Diese Leute würden durchaus im Sinne von Ahriman arbeiten und seine Inkarnation gezielt (aber nicht unbedingt bewusst) vorbereiten. Sie wollen den Menschen künstlich „verbessern“, sie träumen von „Computerparks“ oder wollen den Mars besiedeln. Dazu erfinden sie zum Beispiel leistungssteigernde Pillen.
Diese Ausgeburten eines intellektuellen Denkens werden einmal Wirklichkeit werden, sagt Rudolf Steiner in seinem Vortrag vom 13. Mai 1921. Die Erde würde von Wesen zwischen Mineral und Pflanze wie ein großes Spinnennetz überzogen werden. Ein Vorläufer ist ja bereits das „World-Wide-Web“. 
Computer und Internet seien wie viele andere materiellen „Beglückungen“ der Menschheit aus dem industriell-militärischen Komplex hervorgegangen. Auch die friedliche Nutzung der Kernkraft sei eigentlich ursprünglich in dem militärischen „Manhattan-Projekt“ entwickelt worden.
Zu Beginn wies die junge Referentin, die im Hauptberuf Querflötenlehrerin in Heidelberg ist und mit ihrem 13 Jahre älteren Kollegen Ralph Gleide als Gegengewicht zu den materialistischen Entwicklungen der Gegenwart 2015 die „Schulungsstätte für Anthroposophie“[1] als freie, nicht subventionierte Einrichtung gegründet hat, dass wir an diesem 26. April 2017 des 31. Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl gedenken. 
Ich ergänze für mich, dass an diesem Tag vor 80 Jahren die Flugzeuge der faschistischen (deutsch-italienischen) „Legion Condor“, die zum Teil in Schwäbisch Hall-Hessental gebaut wurden, die baskische Stadt Guernica dem Erdboden gleichgemacht haben. Es war der erste Einsatz, bei dem die Zerstörung „aus dem Himmel“ kam, eine Erfahrung, die leider viele Menschen später erleiden mussten, besonders auch Deutsche. 
Pablo Picasso hat unmittelbar darauf sein berühmtes Bild „Guernica“ geschaffen, das eine einzige Anklage gegen den Wahnsinn des Krieges ist.
Die wahre Zukunft der Menschheit, so endet die Referentin, könne nicht aus dem Krieg, sondern aus dem Frieden kommen. Mit dieser Hoffnung entlässt sie das Publikum.

Was mich an meinem ersten Zweigabend in Schwäbisch Hall etwas verwundert hat, war, dass die Besucher, die recht zahlreich gekommen waren, fast durchweg „schlampig“ bis normal gekleidet waren. Es war bei den Frauen der übliche unförmige „Anthroposophenstil“, der mir im Zusammenhang mit einem typischen „Weleda-Geruch“ von früher her so (unangenehm) vertraut ist. Kaum ein Mann – außer einem einzigen – hatte einen Sakko an, die meisten waren mit Anoraks oder Alltagspullis bekleidet.

Ich finde, Anthroposophie hat mehr Respekt verdient. Und solcher Respekt wird durch entsprechende Kleidung dokumentiert. Aber dafür haben die Anthroposophen – ähnlich wie einst die 68-er – wohl keinen Sinn mehr.

Mittwoch, 19. April 2017

Computerparks

Ostern geht langsam vorbei. Und doch werde ich die 40 Tage bis Himmelfahrt beziehungsweise die 50 Tage bis Pfingsten versuchen, dem geistigen Geschehen zu folgen, wie ich das in diesem Jahr wieder begonnen habe. Ich hatte mich schon früher mit Ostern beschäftigt, aber erst jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mich dem Geschehen auf einer neuen Stufe nähern kann. Dazu hat mir vor allem der Besuch der Menschenweihehandlung verholfen. Das ist nun auch schon wieder eine Woche her.

Der Spiegel hat in seiner Osternummer (Nr. 16 vom 15.04.2017) einmal wieder, rechtzeitig zum christlichen Fest, einen Generalangriff auf das "Mysterium von Golgatha" versucht. Er titelte mit einer Fotomontage als Hintergrund, die einen klassischen dornenbekrönten Christuskopf zeigt: „Ewiges Leben – Demnächst für alle! Wie der Mensch den Tod besiegen will.“ Aus dem Gespräch zwischen dem Pharmazeuten Claude und dem Chemiker Dennis beim Mittagessen am Karfreitag weiß ich, dass besonders israelische Biogenetiker seit einiger Zeit daran arbeiten, das Leben zu verlängern, ja den unsterblichen Menschen zu erschaffen. 
Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, kritisiert solche Versuche, von denen der Spiegel in seiner Titelgeschichte erzählt, in einem Interview, das die Spiegelredakteure Frank Hornig und Jörg Schindler mit ihm gemacht haben, mit Recht: „Das sind naturwissenschaftliche Versprechungen, die ohnehin nicht in Erfüllung gehen werden. (…) Unsterblich zu sein ist für mich keine gute Vorstellung.“ 
Als die beiden ungläubigen Zyniker den Geistlichen nach der Auferweckung des Lazarus von den Toten fragen, antwortet dieser: „(…) Die Erzählung fasziniert Menschen immer wieder aufs Neue, weil sie zeigt, dass Jesus den Tod zu überwinden vermag. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Darum geht es. Einen Anspruch auf Plausibilität im Sinne heutigen biochemischen oder naturwissenschaftlichen Wissens erhebt die Erzählung nicht.“
Gott sei Dank muss niemand, der ein wenig spirituell ist, die Allmachtsfantasien des Silicon Valley, wie sie in der Spiegel-Titelgeschichte beschrieben werden, ernst nehmen. Kaum einem Menschen bieten sie echten Trost.
Für den Geistesforscher ist deutlich, dass hier wieder die Widersachermächte am Werk sind, die mit unzureichenden Mitteln versuchen, die Menschen von ihrem Glauben abzubringen und stattdessen an das technische „Paradies auf Erden“ zu glauben. Dass israelische Wissenschaftler dabei eine Vorreiterrolle spielen, ist – geistig gesehen – nur logisch.
Wenn die beiden Spiegeljournalisten sich für diese Forschungen begeistern können, zeigt das nur, wes Geistes Kind sie sind. Sie merken nicht einmal, welchen Horror sie vertreten, wenn sie sagen: „Im Silicon Valley tritt, wenn wir auch mal bildlich sprechen dürfen, Google an die Stelle Gottes. Forscher wollen das Gehirn durch eine digitale Kopie im Computer verewigen.“
Sie fragen den Ratsvorsitzenden scheinbar naiv, in Wirklichkeit aber mit unverfrorener Frechheit: „Fänden Sie es nicht reizvoll – alle ihre Gedanken auf ewig abrufbar?“ 
Bedford Strohm antwortet: „Definitiv nicht.“
Aber die beiden Herren lassen nicht locker: „Und wenn wir noch ihre Emotionen mit reinpacken, alles auf einem Chip?“ 
Die Antwort des Theologen finde ich gut, denn sie geht auf das Wesentliche hinaus: 
„Biografien entwickeln sich, und sie sind von ihren Beziehungen zu anderen Menschen geprägt. Solche Computerparks wären der Versuch, eine Kopie anzufertigen von etwas, das nur im Original lebt.“

Solche Computerparks sind für Christen nicht das „Paradies auf Erden“, sondern „die Hölle auf Erden“. 

Dass es heute in der Wissenschaft "Frankensteins" gibt, die ernsthaft an künstlichen Menschen basteln, zeigt nur, wie krank der Materialismus die Menschen gemacht hat.

Ich habe in den vergangenen Tagen, ausgehend von der Ostergeschichte, in der Maria Magdalena eine so wichtige Rolle spielt, wieder einmal die Vorträge gelesen, die der amerikanische Eurythmist und Begründer der „Sophia Foundation“, Robert Powell, in der Johannizeit 2007 in San Raffael, Kalifornien über „Maria Magdalena und ihre Geschwister“ gehalten hat. Sie wurden 2010 in dritter Auflage im Möllemann-Verlag, Schloss Hamborn, veröffentlicht. Ich habe sie am 25.02 2011, gekauft und sie am 9. Oktober 2012 zum ersten Mal gelesen.
Die Dimensionen, die der Geistesforscher Powell, dessen Hauptleistung es war, ausgehend von den Angaben Anna Katharina Emmerichs und vom Studium astronomischer Verhältnisse jener Zeit, eine Tag-für-Tag-Biographie der drei letzten Lebensjahre Christi zu rekonstruieren, in seinen Vorträgen aufzeigt, sind atemberaubend, aber höchstwahrscheinlich korrekt: Er sieht in Johannes dem Täufer und Maria das wiederverkörperte Ur-Paar der Menschheit, Adam und Eva, in den Geschwistern Lazarus und Maria Magdalena ihre Kinder Kain und Abel.
Ich weiß, dass es Vorträge von Rudolf Steiner gibt, die diese Verhältnisse zart andeuten.

Dass solche esoterischen Geheimnisse heute einfach so komprimiert in die Öffentlichkeit gelangen können, zeigt, dass wir auch in der Geistesforschung heute eine ganze Runde weiter sind als noch vor hundert Jahren.

Sonntag, 16. April 2017

Ostern 2017

Ich komme gerade vom Ostergottesdienst in der Kreuzäcker-Kirche zurück. Es war mein erstes Ostern in Schwäbisch Hall. Daran erinnerte mich Pfarrerin Brehmer beim Abschied  an der Kirchentür.
Heute wurde im Ostergottesdienst auch ein kleiner Junge (auf den Namen Johann) getauft. Frau Brehmer sagte, dass es im Urchristentum üblich war, dass sich erwachsene Christen am liebsten an Ostern taufen ließen, nachdem sie sich ein Jahr lang auf diesen Akt vorbereitet haben.
Ich meine, dass es sich dabei mit Sicherheit um eine Art Einweihung gehandelt hat, denn die Erwachsenen wurden ganz unter Wasser getaucht, und zwar nicht nur kurz, sondern solange, dass sie beinahe das Bewusstsein verlieren. Ich habe das als Knabe einmal beim Tauchen im Orrotsee erlebt. Damals hatten wir Kinder Spaß daran, um die Wette zu tauchen. Es ging darum, wer am längsten unter Wasser bleiben konnte. So war es ein gewisser Ehrgeiz in mir, die anderen zu übertreffen und ich habe es wohl übertrieben. Plötzlich wurde es nämlich immer heller um mich und ich hatte das Gefühl, dass ich ewig so weiter schwimmen könnte. Es war ein wunderbares Gefühl. Aber da merkte ich, dass ich auftauchen musste, wenn ich nicht sterben wollte. So zwang ich mich geradezu, wieder aufzutauchen. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen. Es war mein „Nah-Todes-Erlebnis“.

In der Predigt zu Johannes 20, 11 – 18 ging es wieder um Maria Magdalena. Sie weint am Grabe und sieht plötzlich einen Mann, ohne Christus zu erkennen, nicht seine Gestalt und nicht seine Stimme, wie Pfarrerin Brehmer ausführt. Erst als er sie mit Namen anspricht, erkennt sie ihn. Christus kennt sie, so wie er jeden kennt und bei seinem Namen ruft. Dieses Christuswort sprach die Pfarrerin beim Akt der Taufe: „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen!“

Ich schneide zum Tee, den wir nach dem Ostermahl zusammen trinken, den Osterkuchen, den wir im russischen Laden „Kalinka“ in Hessental gekauft haben, an. Sein Teig und seine Form erinnern mich ein wenig an einen elsässischen Gugelhupf. Seine Oberseite ist bedeckt mit lauter kleinen, bunten Zuckerperlen. Lena sagt, dass es früher nur rote waren, die an das Blut Christi erinnern sollten. Die orthodoxen Christen haben diesen Kuchen am Ostersonntag nach dem Gottesdienst, wo er vom Priester „geweiht“ wurde, gegessen. Dabei haben sie sich mit dem urchristlichen Ostergruß begrüßt, indem sie auf Russisch drei Mal sagten: „Christus ist auferstanden“ (Christos waskres) und zur Antwort bekamen: „Ja, er ist wahrhaft auferstanden!“ (Neiweistu waskres).
Auch Pfarrerin Brehmer grüßt die Gemeinde in ihrem Gottesdienst mit diesem alten Ostergruß.


Ich lebe dieses Jahr Ostern besonders stark mit. Vielleicht liegt es auch daran, dass es gerade dieses Jahr von allen christlichen Kirchen, also der katholischen, der protestantischen und auch der russisch-orthodoxen gleichzeitig gefeiert wird und ich von Lena, die trotz Kommunismus über ihre Oma mit dem orthodoxen Christentum auf eine tiefe Weise verbunden ist, so viel von dieser östlichen Kirche erfahren darf, was ich vorher nicht wusste. 
Dass ich auch wieder zur Christengemeinschaft und ihrem an die alte Messe anknüpfenden Kultus gefunden habe, ist auch etwas Besonderes. Am meisten berührt mich dabei der Umstand, dass die Menschenweihehandlung von einer Halb-Griechin zelebriert wird, die über ihren Vater das erneuerte ursprüngliche Christentum nach Schwäbisch Hall bringt. 
Denn es ist ja bekannt, dass Griechen die ersten Heidenchristen waren, zu denen Paulus die frohe Botschaft von Tod und Auferstehung brachte.

Dienstag, 11. April 2017

Einweihung


Obwohl ich es mir lange überlegt habe, entschloss ich mich doch heute Nachmittag, meinen Text unter dem Titel „Mysterienluft“ auf meinem Weblog zu veröffentlichen[1], um ein Zeichen zu setzen und eine Art Gegenbild zu den weltlichen Ereignissen zu geben, denen wir seit vergangenem Donnerstag ausgesetzt sind.
Wer tut es denn sonst!?
Mich drängt es aber nun, auch über jenen Film-Essay zu schreiben, den ich mir in den vergangenen zwei Tagen in der Arte-Mediathek angeschaut habe. Als die Dokumentation „Ludwig der Heilige im Lichte der Sainte-Chapelle“ am Sonntagnachmittag gesendet wurde, hatte ich sie verpasst. Der Film von Martin Fraudreau stammt aus dem Jahre 2014. In diesem Jahr waren es genau 800 Jahre her, dass König Ludwig IX. von Frankreich von seiner Mutter Blanca von Kastillien, der Frau König Ludwigs VIII., in Roissy geboren wurde.[2]
Er wurde 1226 mit zwölf Jahren nach dem unerwartet frühen Tod seines Vaters in der noch unvollendeten gotischen Kathedrale von Reims mit dem heiligen Salböl zum König gekrönt. Zunächst führte seine Mutter die Regierungsgeschäfte, bis er volljährig war. Im Jahre 1237 kaufte Ludwig IX. vom Kaiser in Konstantinopel, Baudouin II. von Courtenay, der in Geldnöten war, für den ungeheuren Preis von 135000 Pfund[3] eine der wertvollsten Reliquien der Christenheit, die Dornenkrone.
Im Jahre 1239 gelangte die Dornenkrone nach Frankreich, wo sie zuerst vom Bischof von Sens empfangen wurde. Zusammen mit dem Bischof und seinem Bruder Robert von Artois bringt Ludwig IX. die heilige Reliquie in einer Prozession von Sens nach Paris in den königlichen Palast auf der Ile de la Cite. Diese Übertragung ist in einem Fenster der Sainte-Chapelle dargestellt, dem architektonischen „Schrein“, den der König seit etwa 1241 inmitten seiner Residenz zur Aufnahme der Reliquie errichten lässt. Die Darstellung erinnert an den Transport der Bundeslade, die die aus Ägypten geflohenen Hebräer für die Gesetzestafeln, die sie durch Moses am Sinai erhalten hatten, gebaut haben. Wie diese wird sie mit Hilfe von zwei Tragbalken von vier Trägern getragen.[4] Der Pakt, den Jahve mit dem Volk Israel geschlossen hat, dessen Symbol die Bundeslade ist, soll in der Zeit Ludwigs durch die Krone Christi erneuert werden. Nun sind seine französischen Untertanen das auserwählte Volk.
Überhaupt sieht sich Ludwig IX. in der Tradition der israelitischen Könige und will als christlicher König die Tradition erneuern. In den 24 Buntglasfenstern entfalten sich die Geschichten der Bibel, angefangen mit der Schöpfungsgeschichte und endend mit Ludwig IX. als Ziel der Heilsgeschichte.
An einem Fenster der Nordseite der Heiligen Kapelle sind alle Könige Israels dargestellt. An den Säulen aber stehen die zwölf Apostel als edelsteingeschmückte, farbige Skulpturen mit edlen Gesichtern, ähnlich wie die zwölf Stifterfiguren im Dom von Naumburg, der etwa gleichzeitig entstand.
Im Chor der Sainte-Chapelle, in dem auf einem Altar und in einem kostbaren Schrein, der seit der Französischen Revolution verschollen ist, die Dornenkrone aufbewahrt wurde, war zentral die Passion Christi dargestellt, flankiert von Darstellungen Johannes des Täufers (rechts) und Johannes des Evangelisten (links).
Die Kunsthistoriker vermuten, dass das Programm der Glasfenster von Ludwig IX. selbst entworfen wurde. Auch seine Mutter Blanca von Kastilien, deren Wappen überall zu finden ist, könnte mitgeholfen haben. Sicher haben auch die Dominikaner von Paris den König beraten, vermutlich auch Albertus Magnus, der damals an der Pariser Universität lehrte.
Blanca hatte schon vor der Errichtung der Kapelle kostbare Handschriften herstellen lassen, die reich mit vergoldeten Miniaturen illustriert waren und die biblischen Geschichten als „bible moralise“ erzählten. Dort kommen nicht nur zwölf Stämme Israels, sondern zwanzig vor. Ludwig erklärt sich, so sagt ein Kommentator im Film, „zum neuen David, zum neuen Salomon, zum neuen Moses, zum neuen Aron und zum neuen Josua“. Ludwig IX. sieht sich zugleich als König und als Priester.
Nach Ludwigs Tod am 25. August 1270  in Karthago wurde sein Leichnam – wie damals üblich – zerteilt. Das Herz und das Haupt ließ sein Enkel Philipp der Schöne nach der Heiligsprechung seines Großvaters 1297 von Saint Denis in die Sainte-Chapelle bringen, den Schädel direkt unter die Dornenkrone und das Herz unter den Schädel. Im Jahre 1843 fand man das Herz bei Ausgrabungen im Zusammenhang mit der Restaurierung der Kapelle im Boden der Apsis.
Saint Louis und Jeanne d’Arc sind bis heute die beiden Nationalheiligen des katholischen Frankreichs und als solche auf dem West-Giebel von Sacre-Coeur dargestellt.
Eine spirituelle Dimension dieser ganzen Geschichte gibt es auch. Die Heilige Kapelle wurde im Jahre 1248 fertiggestellt, etwa gleichzeitig mit dem Naumburger Dom. Vieles deutet darauf hin, dass es dieselben Steinmetzen und derselbe Baumeister war, die an beiden Kirchen gearbeitet haben. Um diese Zeit fand laut Rudolf Steiner an einem unbekannten Ort die Einweihung eines Jünglings statt, der später als Christian Rosenkreuz wiedergeboren wurde. In diesem Jüngling wirken in geheimnisvoller Weise die beiden Johannes zusammen, der Täufer und der Evangelist, der in Wirklichkeit Lazarus, der Bruder der Maria Magdalena war. Ich habe über diese Zusammenhänge früher ausführlich geschrieben, kann aber den Text, den ich auch einmal auf meinem Weblog veröffentlicht hatte, nicht mehr finden.
Bei einem Besuch auf der Burg Neuenburg über der Unstrut, die Andrea bei einer Radtour im Jahre 2010 „entdeckt“ hatte, kamen wir im Zusammenhang mit der Ausstellung über den „Naumburger Meister“ 2011  auch in die dortige Palastkapelle. Sie ist wie die Sainte-Chapelle zweigeschossig und atmet den Geist der Heiligen Elisabeth, die für Deutschland eine ähnliche Bedeutung hat wie der Heilige Ludwig für Frankreich. Sie wurde erbaut von den Thüringer Landgrafen, die einst den Sängerstreit auf der Wartburg durchführten, auf dem Wolfram von Eschenbach gegen den Zauberer Klingsor antreten musste. Die Wartburg stand im Westen, die Neuenburg im Osten des Territoriums der Landgrafen.
Für mich steht seit jenem Besuch mehr oder weniger klar fest, dass sowohl die Sainte-Chapelle, als auch der Dom von Naumburg Reflexe jener Einweihung des Dreizehnten durch zwölf Meister, wie sie Rudolf Steiner in seinen Vortrag vom 27. September 1911 (GA 130) im Schweizer Neufchatel (zu Deutsch: „Neuenburg“) schildert, sind. Aber nicht in Paris und auch nicht in Naumburg fand diese statt, sondern in der Oberkapelle der Burg Neuenburg, oberhalb von Freyburg an der Unstrut.






[2] 1214, im Jahr seiner Geburt, besiegte sein Großvater, Philipp-Auguste, in der Schlacht von Bouvines die Engländer unter Heinrich III. Plantagenet, die Anspruch auf den französischen Thron hatten. Die Engländer wurden unterstützt vom deutschen Kaiser Otto IV. aus der Dynastie der Welfen.
[3] Die Summe entspricht der Hälfte der jährlichen Einnahmen der französischen Krone
[4] Louis Charpentier behauptet in seinem Buch „Les Mysteres de la Cathedrale de Chartres“, 1966, dass diese Bundeslade von dem Templerorden unter den Ruinen des Salomonischen Tempels in Jerusalem gefunden und nach Frankreich gebracht worden sei, wie es auf einer Skulptur am Nordportal der Kathedrale von Chartres dargestellt ist. In dieser Lade sollen die Bauhütten-Geheimnisse zur Errichtung der gotischen Kathedralen verborgen gewesen sein, die „tables de la loi“.

Mysterienluft

Ich komme eben zu Fuß aus der Gelbinger Gasse zurück, wo ich nach vielen Jahren einmal wieder in der Menschenweihehandlung war. In der stillen Woche gibt es jeden Morgen von 9.00 Uhr bis 9.45 Uhr einen Gottesdienst im Raum der Christengemeinschaft. Eigentlich wäre ich gerne gestern, am Kar-Montag, schon gegangen. Aber die Grabpflege hat auch zu dem Tag gepasst. Heute, am Mars-Tag, konnte ich also an dem Kultus teilnehmen, der vor nunmehr 95 Jahren von Rudolf Steiner inauguriert wurde und seitdem kontinuierlich auf der ganzen Welt begangen wird. Dabei wird eine spirituelle Dimension erreicht, die heutzutage äußerst selten sein dürfte. Es waren außer mir nur fünf Männer und fünf Frauen anwesend. Der Pfarrerin Aliki Kristalli assistierten zwei ältere Ministrantinnen, so wie ich es gewohnt bin. Ich hatte das Gefühl, dass ich, neben der Pfarrerin, der Jüngste im Raum war.
Pfarrerin Aliki Kristalli, Jahrgang 1961, ist, wie ich der Facebookseite des Priesterseminars entnehme, erst am 25. Februar diesen Jahres zur Priesterin geweiht worden. Sie war zuvor Dozentin am Waldorfkindergartenseminar in Stuttgart. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch. Ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht, ihr dichtes leicht gewelltes dunkles Haar und ihre besonderen Augen erinnern mich an eine griechische Priesterin, vielleicht an die Pythia von Delphi. Frau Kristalli dürfte ganz neu in Schwäbisch Hall sein.
Ihre Stimme ist schön und getragen, ihre Gesten ruhig und bewusst und ihr Blick beim Segen nach dem Abendmahl, als wir uns beide gefühlte dreißig Sekunden (in Wirklichkeit nur drei Sekunden) lang in die Augen schauen, selbstlos.
Ihr Name ist besonders. Er erinnert mich an die russische Fassung des Märchens vom „singenden, springenden Löweneckerchen“, die Grimmsche Fassung des antiken Apulejus-Märchens von „Amor und Psyche“.[1] Lena sagte mir einmal, nachdem ich ihr die Urfassung in der Übersetzung von Hella Krause-Zimmer vorgelesen hatte, dass ein Freund sie immer „Alinki“ genannt habe. Alinki heißt in der russischen Fassung des Märchens das rote Blümchen, das sich die jüngste Tochter als Mitbringsel von der Reise ihres Vaters, eines reichen Kaufmanns, wünscht.
Mir wurde bei der Menschenweihehandlung bewusst, wie wichtig es ist, dass solche reinen Kulte existieren und ich dachte dabei an die derzeitige Weltsituation.
Seit dem völkerrechtswidrigen Angriff der USA auf einen Flughafen bei Homs in Syrien steht die Welt wieder einmal vor dem Abgrund. Jetzt hat der amerikanische Präsident auch noch Kriegsschiffe in Richtung der koreanischen Halbinsel schicken lassen, woraufhin sich Nord-Korea bedroht fühlt. Sowohl diese kleine Atommacht, als auch die große Atommacht Russland drohen Amerika mit einem Gegenschlag, falls Trump weitere Aggressionen befiehlt. In der toskanischen Stadt Lucca verhandeln eben die Außenminister der G7-Staaten über den anstehenden Konflikt. Morgen will der amerikanische Außenminister Rex (zu Deutsch: "König") Tillerson, ein ehemaliger Exxon-Manager, nach Moskau fliegen, und sich dort mit seinem Kollegen Lawrow (zu Deutsch: „der mit Lorbeer Gekrönte“) treffen.
Was diese wenig spirituellen Menschen bei solchen Treffen verhandeln, kann aus den Lügen und Aggressionen der Mächtigen, die über die Köpfe ihrer Völker hinweg über Krieg und Frieden entscheiden, keine Wahrheit und keinen Frieden schaffen. Hierzu bedarf es stärkerer Mächte. An diese wendet sich solch ein Kult wie die Menschenweihehandlung.
Die Heilige Woche ist am Palmsonntag überschattet worden durch das blutige Attentat in einer koptisch-christlichen Kirche in Ägypten, bei dem während des Gottesdienstes 40 Menschen getötet und zahlreiche andere verletzt wurden. Bereits am Vortag wurden durch ein Attentat in der „Königinnen-Straße“ in der Altstadt von Stockholm vier Menschen getötet und etliche verletzt.
Die Christengemeinschaftsperikope für den gestrigen Kar-Montag, an dem Christus die alten Kulte, die durch den „Feigenbaum“ symbolisiert wurden, „verfluchte“ und den Tempel „reinigte“, steht bei Markus 11, 12 – 19. Die heutige Perikope, wo es um ein Streitgespräch zwischen Jesus und den Hohepriestern und Ältesten des Tempels um die „Vollmacht“ Jesu geht, findet sich bei Matthäus 21, 23 – 27. Emil Bock weist darauf hin, dass Jesus Christus am Abend dieses dem Kriegsgott Mars geweihten Tages in der „Ölberg-Apokalypse“ seinen Jüngern sein Wiederkommen „in den Wolken des Himmels“ verkündet (Matth., Kapitel 24).
Dieses Kapitel endet mit der Prophezeiung: „Da wird sein Heulen und Zähneklappern“ (Matth. 24, 51).
Auf dem Weg zur Kirche der Christengemeinschaft komme ich an einer Reihe von Symbol-Gestalten vorbei, die mich gleichsam auf meinem Gang „begleiten“. Das Fotografieren dieser „Wegbegleiter“ hilft mir, den Weg in erhöhtem Bewusstsein zu machen. 


Von Sankt Michael an folge ich dem Jakobsweg in gegenläufiger Richtung. Der schlicht gestaltete Raum der Christengemeinschaft befindet sich in einem äußerlich unscheinbaren Wohnhaus. Es ist mir, als tauche ich beim Eintreten in eine Welt ein, in der ich einmal wieder Mysterienluft atmen darf. Diese Weihehandlung ist für unsere Oberflächenkultur gewiss seltsam, und doch kann sie wie ein echtes Heilmittel für die überforderten Seelen unserer Zeit wirken. Gestärkt trete ich den Rückweg an und bin hellwach.




[1] Madame Leprince de Beaumont hat daraus in Frankreich das Kunstmärchen „La Belle et la Bete“ gemacht, das zuerst Jean Cocteau, später die Disney-Studios verfilmt haben. Zurzeit läuft ein Film dieser Studios mit echten Schauspielern im Kino, der mich jedoch nicht interessiert.

Sonntag, 9. April 2017

Maria Magdalena

Ich war wieder in der Kirche. Heute hat Pfarrerin Brehmer über Markus 14, 3 -9 („Salbung in Bethanien“) gepredigt. In dem Bibeltext wird von einer Frau erzählt, die ins Haus von Simon, dem Aussätzigen tritt, und Jesus, der dort mit „etlichen“ „zu Tische“ saß, mit einem „unverfälschten und köstlichen Nardenöl“ salbt. Als das die Umsitzenden sehen, murren sie und meinen, man hätte das teure Öl für 300 Silbergroschen verkaufen und das Geld den Armen geben können. Jesus sagt: „(…)Sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.“ (Mark.14, 8 + 9).
Diese Szene spielt zwei Tage vor dem Passah-Fest, also erst am Kar-Mittwoch. Bei Lukas 7, 36 - 50 wird eine ähnliche Szene geschildert, wo eine Frau, „die war eine Sünderin“, an Jesus, der dieses Mal mit seinen Jüngern bei Simon, dem Pharisäer, zu Tische sitzt, herantritt, seine Füße mit Tränen benetzt, sie dann mit den Haaren ihres Hauptes trocknet und küsst und sie schließlich mit Salbe salbt. Das war kurz nach der Auferweckung des Jünglings von Nain in der Stadt Kapernaum und noch vor der Speisung der Fünftausend, also lange vor Christi Passion. Im darauffolgenden 8. Kapitel nennt Lukas eine der Nachfolgerinnen Jesu, „von welcher waren sieben Geister ausgefahren“, mit Namen: „Maria, die da Magdalena heißt.“ (Luk. 8, 2)
Bei Johannes im 11. Kapitel steht die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus. Dieser „Mysterienverrat“ (Rudolf Steiner, „Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums“, 1901) war der wahre Grund für Jesu Verurteilung und Kreuzigung (Joh. 11, 53). Bei Johannes 11,1 heißt es, dass Lazarus der Bruder von Martha und Maria sei und es wird ausdrücklich gesagt, dass Maria jene Frau gewesen sei, „die den Herrn gesalbt hat mit Salbe und seine Füße getrocknet hat mit ihrem Haar“ (Joh. 11,2).
Auch dieses Geschehen spielte in Bethanien, wenige Kilometer außerhalb Jerusalems. In diesem Vorort muss es also mindestens drei Familien gegeben haben, bei denen Jesus eingekehrt ist: Die Familie von Simon des Pharisäers (Lukas 7), die Familie von Simon dem Aussätzigen (Markus 14) und die Familie der drei Geschwister Lazarus, Martha und Maria Magdalena (Johannes 11).
Lange vor der Geschichte der Salbung Christi durch die rätselhafte, unbekannte Frau erzählt Markus im 11. Kapitel die Ereignisse des Palmsonntags mit dem Einzug Christi in Jerusalem auf dem Eselsfüllen. Vor und nach dem Einzug in Jerusalem weilten Jesus und seine Jünger in Bethanien, wie in allen Evangelien übereinstimmend berichtet wird.
Der Palmsonntag ist der Beginn der Kar-Woche. Sie wird auch die stille Woche genannt. Jeder Tag ist, wie Emil Bock in seinen Schilderungen dieser Woche in „Die drei Jahre“ ausführt, von einer anderen Stimmung geprägt, die jeweils mit der entsprechenden Planetenqualität zusammenhängt. Die Palmzweige, die die Menschen in Jerusalem auf den Weg werfen, symbolisieren die Sonnenkraft des Sonntags, das „unverfälschte, köstliche Öl“, durch das der „Heiland“ gesalbt wird, den Gott der Heilkunst, Merkur, der dem Mittwoch seinen Namen geliehen hat.
Die unbekannte Frau aus Markus 14, welche die Tradition seit der „Legenda Aurea“ (13. Jahrhundert) ebenfalls mit Maria Magdalena identifiziert, wusste, so meint Pfarrerin Brehmer, dass Jesus von Nazareth der „Messias“ ist. Das hebräische Wort bedeutet genau wie das griechische Pendant „Christos“: der „Gesalbte“. Bei Markus wird am Kar-Mittwoch aber kein König gesalbt. Der wäre auch nicht auf einem Eselsfüllen in Jerusalem eingeritten, sondern auf einem Schimmel. Auf diesen "echten" König warten die Juden bis heute.
Die Unbekannte hat Jesus von Nazareth, wie dieser selbst sagt, im Voraus zum Begräbnis gesalbt. Pfarrerin Brehmer führt aus, dass am Kar-Freitagabend keine Zeit mehr zur üblichen Totenwaschung und Salbung gewesen sei, weil die Juden die Sabbat-Ruhe einhalten mussten. Das sollte dann nach dem Sabbat am Sonntag, dem ersten Tag der Woche nachgeholt werden. Deswegen waren die Frauen, darunter auch Maria Magdalena, schon vor Sonnenaufgang unterwegs zum Grab, um den Leichnam ihres Herrn und Meisters im Nachhinein zu waschen und zu salben. Aber der Leichnam war verschwunden.
Das angekündigte Mysterium der Auferstehung hatte sich während des Sabbats ereignet.
Der Sabbat galt bei den Juden als siebter Tag der Woche, an dem Gott nach den sechs „Schöpfungstagen“ der Genesis „ruhte“. Deswegen sollen die gläubigen Juden an diesem Tag ebenfalls ruhen, was sie bis heute in der Regel tun. Jesus Christus „ruhte“ an diesem Tag, der vom Sonnenuntergang des Freitagabends bis zum Sonnenaufgang am Sonntagmorgen dauerte, äußerlich gesehen, im Grab.
In Wirklichkeit vollbrachte er aber jenes Mysterium, an das die Christen glauben, die Juden aber nicht. Hier scheiden sich die Geister seit 2000 Jahren, was unendliches Leid über Juden und Christen gebracht hat. Die Russen, die unter dem Bolschewismus einer christenfeindlichen Clique ihrer heiligen, christlichen Tradition beraubt werden sollten, mussten für ihren Glauben einen hohen Blutzoll bringen. Dennoch nennen sie bis heute den Sonntag „Waschkresenje“, was so viel wie „Auferstehungstag“ bedeutet.
Als Wochenlied wurde heute das Lied „Du großer Schmerzensmann“ von Adam Thebesius aus seinem Todesjahr 1652 gesungen. Es ist das einzige Lied dieses schlesischen Pfarrers, das ins Evangelische Gesangbuch aufgenommen wurde (Nr. 87). Thebesius wurde am 6. Dezember 1596 in Seifersdorf bei Liegnitz geboren, also in der Nähe der Stadt, bei der heute vor 776 Jahren (am 9. April 1241) die Mongolen des Dschingis Khan in einer Schlacht den Herzog Heinrich II. von Schlesien töteten und ganz Europa mit einer Invasion bedrohten, plötzlich aber wieder abzogen.
Interessant ist, dass dieses Lied an keiner Stelle die Juden, die zuerst „Hosianna“ gerufen und ein paar Tage später „Kreuzige“ geschrien hatten, für den Tod Jesu verantwortlich macht, wie es von dieser Seite gern behauptet wird. Thebesius spricht durchweg nur – in guter christlicher Tradition – von „unserer Sünd‘ und Missetat“.[1]
Die Unbekannte vom Kar-Mittwoch, die den "Christus" als solchen ("Gesalbten") kennzeichnete, indem sie ihn mit einem Öl salbte, das zehnmal mehr wert war, als die 30 Silberlinge, die Judas für seinen Verrat erhielt, ist – wie gesagt – niemand anderes als die „Apostolin Apostolorum“ Maria Magdalena, die am Ostersonntag dem Auferstandenen als erster Mensch im Garten Gethsemane begegnet ist und ihn zuerst für den Gärtner hielt. Als sie dann jedoch seine Wundmale erblickte, wusste sie, dass es sich um ihren Herrn, der gekreuzigt worden war, handelt. Anders als der Apostel Thomas musste sie diese nicht berühren um zu glauben.
Die Oster-Szene des „Noli me tangere“ wurde seit dem 13. Jahrhundert oft in der christlichen bildenden Kunst dargestellt, ja sie ist eigentlich das Auferstehungsbild schlechthin, viel intimer als jene gewaltige Auferstehungsszenerie, die kein Mensch wirklich äußerlich sehen konnte, nicht einmal die schlafenden Wächter. Mathias Grünewald hat diese in seiner berühmten Darstellung auf dem Isenheimer Altar rein aus der Imagination heraus geschaffen.


Es war an einem Ostersonntag, an dem Maria Magdalena der Legende nach in der südfranzösischen Stadt Aix-en-Provence gestorben ist. Sechs Engel sollen die Frau, die als fromme Eremitin im Sainte-Baume-Gebirge ihre letzten Jahre verbrachte und der dabei ein dichtes Haarkleid gewachsen war, in den Himmel getragen haben.

Diese Szene sowie die Szene von der Begegnung mit dem Gärtner wurden in der Mitte des 13. Jahrhunderts an zwei Wänden der Magdalenen-Kapelle im ersten Geschoss des romanischen Turms der Schwäbisch Haller Michaelskirche dargestellt. Es sind also zwei Osterbilder.

Diese Kapelle ist einer meiner drei bisherigen Lieblingsplätze der Stadt, in der ich nun schon seit vier Monaten bei meiner russischen Freundin lebe, die am Tag der Heiligen (22. Juli) geboren wurde und deswegen ihren Namen bekam.


[1] „Ach das hat unsre Sünd / und Missetat verschuldet, / was du an unsrer Statt, / was du für uns erduldet. / Ach unsre Sünde bringt / dich an das Kreuz hinan;/o unbeflecktes Lamm,/ was hast du sonst getan?“

Freitag, 7. April 2017

Die wahren Hintermänner

Jetzt ist passiert, was passieren musste: Als der amerikanische Präsident Donald Trump am Donnerstagabend mit dem chinesischen Staatsoberhaupt in einem Luxushotel in Florida speiste, gab er – wie nebenbei und ohne Zustimmung des Kongresses – den Befehl, mit 59 unbemannten Tomahawk-Marschflugkörpern eine syrische Militärbasis bei Homs anzugreifen und zu zerstören. Die ganze Welt schien nur auf solch eine „Tat“ zu warten, nachdem die syrische Regierung unter dem „schlimmsten Vater der Welt“ (Bildzeitung vom Donnerstagmorgen) „mutmaßlich“ bei einem Giftgasangriff 80 Menschen, darunter viele Kinder, getötet hatte.


Das deutsche, israelfreundliche „Hetzblatt“ (Chefredakteur Kai Dieckmann unterstützte zum Holocaust-Gedenktag eine Fotoaktion, bei dem mehr oder weniger „Prominente“ im Stile von „Je-suis-Charlie“ Plakate hochhielten, auf denen mit großer Schrift „I remember“ stand) druckte einen Tag vor dem amerikanischen Angriff zahlreiche Leserbriefe ab, in denen angeblich Bild-Leser (die ja bekanntlich immer gerne Leserbriefe schreiben) indirekt zum Krieg aufriefen.



Immerhin hat Markus Lanz am gleichen Tag in seiner Talkshow im ZDF den Nahost-Experten Michael-Lüders zu Wort kommen lassen, der deutliche Zweifel an dem mutmaßlichen Urheber des Giftgasangriffes vom Dienstag ausgedrückt hat.

https://www.facebook.com/Hinter.d.Kulissen/videos/1320919381335250/?pnref=story

Wieder einmal haben die Amerikaner „aus der Hüfte geschossen“, wie man es von ihnen aus unzähligen Western-Filmen gewohnt ist. Dabei bleibt seit exakt hundert Jahren die Wahrheit auf der Strecke.
Mit Hilfe von „Gräuelpropaganda“ wird die Weltöffentlichkeit getäuscht. 
Vor 100 Jahren waren es ebenfalls Kinder, denen die "bösen Deutschen" beim Durchmarsch durch das neutrale Belgien angeblich die Hände abgehakt hätten. Diese Bilder änderten die Stimmung in den USA. Die zuvor deutschfreundlichen Amerikaner waren nun bereit, für ihren Präsidenten auf den Rat seines engsten Mitarbeiters, Bernard Mannes Baruch (1870 – 1965), in den Ersten Weltkrieg zu ziehen.
Solche in der Regel jüdischen Berater im Hintergrund gab und gibt es immer: Der US-Präsident Ronald Reagan wurde zum Beispiel systematisch aufgebaut und „beraten“ von den beiden MCA-Managern Jules Stein und Lew Wasserman.[1] Gerade in den letzten Tagen wurde Trumps Chefberater Stephen Bannon angeblich entlassen und durch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner ersetzt, der beim Dinner mit Xi-Jingping ebenfalls am Tische saß, wenn auch etwas weiter entfernt von seiner Ehefrau, Trumps hübscher Tochter Ivanka Kushner, die ein blutrotes Kleid trug. 
Die schöne Ivanka ist die Tochter Trumps aus erster Ehe und war wie ihre Mutter ebenfalls Fotomodel. Für die Heirat mit Jared Kushner, der die illegale Siedlerbewegung Israels im Westjordanland aktiv unterstützt, trat sie zum orthodoxen Judentum über.[2] Offenbar sympathisieren die Kushners mit der „messianischen“ Chabad-Lubawitch-Bewegung.[3]
Alles das deutet auf die wahren Hintermänner der Ereignisse der letzten Tage hin, die die Welt in einen neuen Krieg führen wollen. Es besteht die ernsthafte Gefahr, dass aus dem derzeitigen Stellvertreterkrieg ein Dritter Weltkrieg wird, in dem die bis an die Zähne bewaffneten Regionalmächte Iran und Saudiarabien von den beiden Supermächten Russland und Amerika unterstützt werden. Welche Rolle China in diesem Krieg spielen wird, ist noch ungewiss.
Wer hinter den sogenannten Rebellen in Syrien steht, die gegen den Diktator Assad kämpfen und dabei vom Westen unterstützt werden, weiß jeder Syrer und jeder Afghane. Meine Schüler haben es mir gesagt: Die IS-Kämpfer und die Al-Nusra-Rebellen bekommen für ihren angeblich im Namen des Islam geführten Dschihad Dollars von Saudi-Arabien, Katar, der Türkei und den USA. Sie sind die Werkzeuge, mit deren Hilfe ein unliebsames Regime in Syrien beseitigt werden soll. Ein willkommener Nebeneffekt ist die Diskreditierung einer Religion und die Erzeugung von Islamophobie im Westen.
Wem das nützt, kann man zum Beispiel sehen, welches Aufheben die israelische Presse[4] vor kurzem wegen des Mobbings eines jüdischen Gymnasiasten durch islamische Mitschüler an einer Berliner Schule gemacht hat. Dabei ist Mobbing ein alltägliches Geschehen an Schulen, bei dem die Kinder ihre unverarbeiteten Aggressionen gegen Mitschüler, die irgendein „fremdartiges“ Merkmal haben, auslassen. Wie sollen sie auch ihre Ohnmacht gegenüber den Verhältnisse in der Welt, in der jeden Tag auf höchster Ebene mit Lügen und Aggressionen gearbeitet wird, anders ausdrücken!?
Nun hat es eben einmal einen jüdischen Mitschüler getroffen. Und gleich wird Deutschland wieder unter Generalverdacht gestellt.[5]

Aber die Israel-Freundin Angela Merkel hat nach dem völkerrechtswidrigen US-Angriff auf Syrien ihr Verständnis signalisiert, natürlich erst in Absprache mit ihren französischen und britischen Kollegen. Alleine hat sie ja offenbar nicht genügend Rückgrat, um sich gegen die Politik Herrn Trumps, des großen Israelfreundes, zu stellen. Dann wäre sie ja womöglich Antisemitin.



[1] Siehe: Dennis McDougal, The Last Mogul – Lew Wasserman, MCA, and the hidden history of Hollywood, Da Capo Press, 2001 und Dan Moldea, Dark Victory – Ronald Reagan, MCA and the Mob, Viking Press 1986
[2] Trump was raised Presbyterian.[91] Before her wedding, in July 2009, after studying for over a year[92] with Rabbi Elie Weinstock from the Modern Orthodox Ramaz School, she converted to Orthodox Judaism.[93][94][95] and took the Hebrew name "Yael".[96][97] She describes her conversion as an "amazing and beautiful journey" which her father supported "from day one", adding that he had "tremendous respect" for the Jewish religion.[52] She attests to keeping a kosher diet and observing the Jewish Sabbath, saying in 2015: "We're pretty observant... It's been such a great life decision for me... I really find that with Judaism, it creates an amazing blueprint for family connectivity. From Friday to Saturday we don't do anything but hang out with one another. We don't make phone calls."[86] Trump sends her daughter to kindergarten at a Jewish school in New York City. She says that "It's such a blessing for me to have her come home every night and share with me the Hebrew that she's learned and sing songs for me around the holidays."[52] Ivanka and her husband made a pilgrimage to the Ohel (grave of the Lubavitch Rebbe), a popular prayer site, shortly before her father's election victory.
https://en.wikipedia.org/wiki/Ivanka_Trump

[5]Es scheint -- nur etwas über 70 Jahre nach dem Ende Nazi-Deutschlands -- als würden nach Ansicht der Schulleiters Runkel nebst Lehrkörper und Behörde, Juden in dem gegenwärtigen Islam-affinen politischen Klima der nicht mehr für alle freiheitlichen Bundesrepublik Deutschland einfach schon wieder nicht zu einer deutschen "Schule ohne Rassismus" passen.https://www.facebook.com/jrundschau/?fref=ts

Donnerstag, 6. April 2017

Gymnasial-Kultur

Am vergangenen Dienstag bin ich zum ersten Mal im Kirchberger Schloss bei der neunzehnjährigen Tochter von Frau J, Massome, gewesen, und habe ihr anderthalb Stunden kostenlose Deutsch-Nachhilfe gegeben. Das schon sehr reif erscheinende Mädchen geht in die zehnte Klasse der Kirchberger Schlossschule und muss drei Präsentationen machen, darunter eine über die Universität Oxford in England auf Englisch.
Als ich erfahre, dass ihre Klasse demnächst mit der Lektüre der „Antigone“ beginnt, erzähle ich ihr den Mythos von Ödipus. Es war eine echte „Geistestat“, die ich da vollbringen musste, indem ich einem jungen Mädchen, das in der iranischen Kultur aufgewachsen ist und erst seit ungefähr einem Jahr in Deutschland lebt, einen der Ur-Mythen Europas vermittle.
Massome kannte immerhin jenes Rätsel der Sphinx von Theben, das erst Ödipus lösen kann: „Am Morgen geht „es“ auf vier Beinen, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen“.
Ich muss diesen Mythos gleichsam aus den Tiefen meines Gedächtnisses wieder hervorholen, als ich ihn erzähle. So waren mir einige Details nicht mehr ganz gegenwärtig, wie zum Beispiel die Namen der tatsächlichen Eltern von Ödipus. Erst, als ich wieder weiterzog, fielen sie mir plötzlich ein: Laios und Jokaste.
Ich habe die Tragödie von Sophokles öfters und gerne im Deutschunterricht am Gymnasium behandelt und habe mich tief vertraut mit ihr gemacht. Nun konnte ich erneut in sie eintauchen und vor meinem inneren Auge stand plötzlich wieder der Grund für die grausamen Schicksalsverwirrungen, die sie schildert. Dieser Grund wird allerdings meistens im Deutschunterricht nicht genannt. Der Mythos erzählt, dass sich Laios in den schönen Sohn von Pelops, Chrysippos, verliebt habe und sein Geliebter wurde. 
Es war also Homosexualität die Ursache für den Fluch, der daraufhin auf Laios lastete.
Ich halte Homosexualität für widernatürlich und geradezu ekelhaft, würde aber niemanden deswegen anklagen. Dass viele Hollywood-Schauspieler oder -Regisseure, angefangen von James Dean über Rock Hudson bis zu Roland Emmerich sich mehr oder weniger offen zu ihrer Homosexualität bekennen, sind nun einmal Tatsachen, vor denen seit etwa zwanzig Jahren niemand mehr die Augen verschließen kann, da sie ja heute sogar auf den Titelseiten der Boulevard-Blätter hinausposaunt werden. Erst neulich titelte die Bildzeitung, dass der deutsche „Comedian“ und Jakobspilger Hape Kerkeling seinen Partner geheiratet habe. Als ich das las, war mir klar, dass ich auf einem Weg, den dieser Mann mit seinem „schrägen“ Geist und einem ebenso „schrägen“ Bestseller („Ich bin dann mal weg“) gleichsam zu einem „Highway to Hell“ verwandelt hat, nicht mehr pilgern will.
Massome erzählt mir, dass die Klasse vorher „Das Parfüm“ von Patrick Süßkind gelesen habe. Ich kann angesichts dieses „reinen“ Mädchens nur geistig „die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“ wegen des derzeitigen Niveaus unserer Gymnasial-Kultur. Der Roman ist für mich nicht nur pervers und ekelhaft, sondern er hat absolut keinen Platz in den Seelen junger Menschen. Wer die Idee hatte, dieses Machwerk in den Lektüre-Kanon der deutschen Gymnasien aufzunehmen, macht sich gleichsam eines „seelischen Verbrechens“ an der Jugend schuldig!

Aber das merken die Menschen heute nicht, die mit der Skandal-Sängerin Madonna der Ansicht sind, „I am a material girl, and I live in a material world“.